
Es gibt Begegnungen, die nicht nur Worte hinterlassen, sondern Gedanken, die noch lange nachhallen. Der Besuch des ehemaligen Alkoholsüchtigen in unserem Kurs war eine solche Erfahrung –bewegend und voller Ehrlichkeit. Von vielen hört man die Erfahrungen und Geschichten nicht so ungefiltert, und so direkt aus dem Leben gegriffen. Ich möchte diesen Moment reflektieren, und die wertvollen Eindrücke hervorheben.
Von der ersten Sekunde an war zu spüren, dass hier kein Vortrag, sondern eine Geschichte aus dem Leben erzählt wurde. Die Offenheit, mit der Marcel von seinem Weg in die Sucht und wieder heraus berichtete, machte seine Worte greifbar, fast spürbar. Es war keine trockene Aufklärung, keine bloße Warnung – es war ein ehrlicher Einblick in einen Kampf, der jeden treffen kann.
Besonders beeindruckend war, wie er nicht nur von den düsteren Momenten sprach, sondern auch von Hoffnung, Veränderung und der Kraft, wieder aufzustehen und wer ihm diese Kraft gab. Den Stoß etwas an sich selbst verändern zu wollen. Aber auch, welche Ereignisse nicht genug waren, um etwas ändern zu wollen. Marcels Geschichte war nicht nur eine Warnung, sondern ein Beweis dafür, dass es immer einen Weg zurückgibt. Diese Botschaft berührte tief und zeigte, dass Fehler nicht das Ende bedeuten, sondern der Anfang eines neuen Kapitels sein können. Er hat uns ehrlich geschildert, wie er sich aus der Abhängigkeit befreit hat und welche Personen und Gedanken ihm dabei geholfen haben. Solche Einblicke sind für mich wertvoll gewesen, jemand der anderen helfen will, auch wenn man selbst nicht betroffen ist.
Auch seine Art, auf unsere Fragen einzugehen, war sehr aus meinen Erfahrungen ungewöhnlich. Geduldig, ehrlich und ohne Tabus nahm er sich die Zeit, uns zu antworten – ohne etwas zu beschönigen, aber auch ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Das machte seinen Besuch umso wertvoller.
Am Ende hatte man, fand ich, insgesamt einfach ein bisschen wenig Zeit, da doch sehr viele Fragen und Rückmeldungen von Schüler/-innen aus dem Kurs kamen. Vielleicht könnte es auch beim nächsten Mal eine abschließende Diskussions- oder Feedback-Runde geben, in der wir intensiver darüber sprechen, was seine Geschichte in jedem einzelnen ausgelöst hat.
Dieser Besuch war mehr als eine Erzählung – er war eine Lektion über das Leben, über Entscheidungen und über die Kraft der Veränderung. Seine Worte waren ehrlich, seine Geschichte bewegend, seine Botschaft klar: Niemand ist verloren, solange er den Mut hat, neu zu beginnen.
Mein Dank gilt nicht nur Marcel der seine Vergangenheit mit uns geteilt hat, sondern auch unserem Lehrer, der dieses Gespräch überhaupt möglich gemacht hat. Es wäre wünschenswert, wenn es solche Begegnungen öfter gäbe, denn sie lehren uns etwas, das kein Lehrbuch vermitteln kann: das wahre Leben in all seinen Höhen und Tiefen.
Schülerin aus dem Ethik Kurs 1 Klassenstufe 10, Domgymnasium Merseburg